Kaarster Seen im Dschungel - mit Harald Becker

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Das ist ja wie am Amazonas hier! Gemeint ist nicht der Jüchener Bach, der sich als schnurgerader Entwässerungsgraben bis zu seiner Mündung in den Nordkanal durch die Gegend zieht. Es sind die dichten Waldstücke voller dichtem Unterholz und Sumpflöchern. Bei sonniger Herbststimmung sind wir zu einer Wanderung in die Weiten hinter Kaarst in Richtung Schiefbahn und Kleinenbroich aufgebrochen. Gleich an der Endstation der S 28 empfängt uns ein Kunstwerk, die „Brücke über den Nordkanal“ von Wilhelm Schiefer, die 2008 eingeweiht wurde.
Unser Abenteuer fing ja ganz manierlich an. Meist feste Wege um die beiden bekannten Kaarster Seen herum, schöne Ausblicke über den dichtbewachsenen Großen Kaarster See, üppige Herbstpracht mit Brombeeren, Hagebutten, überreifen Wildäpfeln, prächtig eingetrockneten Disteln und über kastanien- und eichelübersäte Böden.

Auch bei diesigem Wetter ist diese Wanderung ein richtiger Stimmungsaufheller. Die Kaarster Seen sind Kiesbaggerseen, wie so viele in der Gegend. Anfang der 50er Jahre wurde hier mit der Baggerei begonnen. In Deutschland musste viel gebaut werden, der Hunger nach Sand und Kies war immens. Aber die Seen sind manierlich rekultiviert. Der Kleine See, seit 1971 Badeanstalt, ist dem Schwimmen vorbehalten, der Große Kaarster See ist nur für Wasser- und Angelsportvereine zugänglich. Baden verboten. Der Weg zwischen See und Autobahn ist ein Augenschmaus.
Hinter dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Pötschke geht es weiter, an einer Rennbahn entlang, auf der Sulkys ihre Runden drehen. Und dann hinein in den Wald und in das Dickicht zu einem eher unbekannten See, auch ein Baggersee. Aber ein verwunschenes Fleckchen. Hier, am Natursee Schiefbahn, finden wir einen tollen Platz für unser Picknick auf einem Steg, der in den völlig von Wald umgebenen See hinausragt.
Dann über die Bundesstraße und bald links wieder hinein in den dichten Wald. Zuerst ist der Weg ja ganz manierlich, aber dann dieser Urwald! Anfänglich ist der Pfad noch als Pfad zu erahnen, dann sind da nur noch schulterhohe Brennnesseln, Brombeerranken und anderes Zeug. Querliegende Bäume, unten liegen glitschige Äste als Stolperfallen quer, unter den Sohlen quatscht dumpf der weiche Boden und manchmal auch ein sumpfiges Loch. Dann wird wieder etwas pfadähnliches erkennbar und wir sind gerettet. Ich muss im Nachhinein Abbitte leisten für die großen Mühen, die alle aber bravourös bewältigt haben.
Wir kommen auf ein Asphaltband zwischen dem Naturschutzgebiet Pferdsbroich und dem Pferdsbroich-See. Den riesigen Baggersee hat ein Angelverein vollständig mit einem Zaun umgeben. Das Naturschutzgebiet Pferdsbroich ist ein ehemaliger Rheinarm, den der Fluss bis zu seiner Eindeichung bei Hochwasser regelmäßig füllte. Eine sumpfige, von Tümpeln übersäte, unzugängliche Bruchlandschaft ist entstanden. Heute liegt sie am Rande der Abpumpung für die Tagebaue durch RWE, hat sich aber erhalten können. Die Infotrafel hat leider keinen Text mehr, hier sollte dringend etwas getan werden!
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Der weniger abenteuerliche Rückweg durch den manchmal verwirrenden Kaarster oder auch Vorster Wald führt uns zu weiteren Kunstwerken. Der Kunstverein Nordkanal hat sie aufgestellt. Wir finden den Ampelnistkasten von Till Hausmann und die Waldhütte von Monika Nelles. Die Hütte wurde mehrmals von Vandalen zerstört und ist leider verschlossen. Ein Übriges hat die Stadtverwaltung getan, indem sie ein Sportgerät direkt vor die Hütte gestellt hat. Das muss versetzt werden!
Schließlich konnten wir uns im nahen Café der Bäckerei Puppe entspannen und von den Herausforderungen der Wanderung erholen.
Wanderbericht (05.10.2024)von Harald Becker


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