Wir nehmen einen alten Fernwanderweg in Angriff – den Rhein-Netteseen-Weg. 16 erwartungsvolle Wanderer mit Harald Becker als Wanderführer sind im Nu mit Bahn und Bus in Zons. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel und lässt die alte Zollfestung Zons leuchten.
Wir wollen einen Fernwanderweg von 100 Kilometern Länge, den „Rhein-Netteseen-Weg“, in Angriff nehmen. Der Verein Niederrhein hat ihn entwickelt und pflegt seine Markierung noch heute. Auf der ersten Etappe von 18 Kilometern geht es bis zum Kloster Knechtsteden.
Zons wurde 1373 vom Kölner Erzbischof als neue Zollstation am Rhein gegründet und gebaut, seine Statue schaut uns am Rheintor entgegen – und wir ihm.
Der neue Zoll ersetzte damals Neuss. Der alte Zoll funktionierte nicht mehr, der Rhein hatte sich verlagert und Neuss lag nicht mehr direkt am Fluss. Aber auch Zons verlor nach knapp 200 Jahren seine Funktion, weil der Rhein sich wieder weiter nach Osten verlagert hatte. Man sieht das alte Rheinbett noch vor der Stadtmauer liegen. So steht Zons als 650 Jahre alte Festung und mittelalterliche Stadt noch heute da.
Der Weg ist mit „X 3“ markiert und meist leicht zu finden. Außerhalb von Zons bläst uns ein heftiger Wind entgegen. Schöne Blicke auf die Stadtmauern, Türme, die Windmühle und Tore ergeben sich vom Deich.
Bald geht es ins Rheinvorland und entlang des Dormagener Stadtteils Rheinfeld. Hier finden wir zwei Tafeln und ein altes Torkreuz, die auf den Rheinfelder Hof von 1178 und auf den untergegangenen Weidenpescher Hof aufmerksam machen. Beide gehörten zu Kölner Klöstern und waren ihnen tributpflichtig. Die Pächter im Mittelalter waren von Überschwemmungen und Kriegszerstörungen geplagt und gaben oft auf.
Da, wo wir Dormagen an der B 8 erreichen, floss im Mittelalter der Rhein. Wir setzen an der Ampel über und durchqueren die Stadt. Dahinter eröffnen sich vom Rande des Tannenbuschs immer wieder weite Blicke über abwechslungsreiche, offene Landschaften, bevor wir in den dichten Chorbusch und schließlich den Knechtstedener Forst eintauchen.
Am Kloster angelangt, sind wir froh über den reservierten Tisch im Klosterhof. Hier können wir uns von den Anstrengungen erholen und wieder stärken. Die sehenswerte romanische Kirche mit ihrem wertvollen Fresko sollte man aufsuchen, wenn Zeit und Kraft es noch zulassen. Wer entdeckt den Stifter der Abtei, der sich ins Fresko malen ließ? Kirche und Kloster liegen auf einer kleinen, überschwemmungssicheren Anhöhe, auch hier floss seinerzeit der Rhein durch einen Altarm.
Gut ausgeruht, nehmen wir uns vor, diesen Fernwanderweg ab dem nächsten Jahr in Etappen weiter zu verfolgen. Auch neue Teilnehmer sind herzlich eingeladen.
Wanderbericht: Harald Becker
Titelbild: Wilfried Derendorf